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Ist es nicht seltsam, dass es noch vor einigen wenigen Jahrzehnten komplett normal und alltäglich war, dass wir vor  unserem zwanzigsten Leb...


Ist es nicht seltsam, dass es noch vor einigen wenigen Jahrzehnten komplett normal und alltäglich war, dass wir vor unserem zwanzigsten Lebensjahr verheiratet waren und Kinder bekamen und niemand fragte, ob wir denn schon bereit dazu wären oder nicht? Und niemand fragte, ob wir denn schon reif genug, erwachsen genug dafür wären oder nicht? Es war schlichtweg einfach so. Es war eben normal.

Aber es war nicht normal, mit dem Heiraten und Kinderkriegen zu warten bis frau Mitte oder sogar Ende zwanzig war. Dann galten wir schon längst als alte Jungfer und waren nicht mehr begehrt am Heiratsmarkt. Und das ganze Dorf, die ganze Stadt, drehte sich im Vorbeigehen um und dann steckten sie ihre Köpfe zusammen und schüttelten sie ganz fest.


Und heute, heute zerreißen sich die Leute den Mund, wenn wir Kinder bekommen bevor wir zwanzig sind. Dann war das ganz bestimmt ungeplant und ungewollt, ein Hoppala, ein Versehen. Und was ist, wenn das tatsächlich so wäre? "Das arme Kind!", heißt es dann, "so junge Eltern... na ob die das hinbekommen...". Und wenn wir mit unserem Kinderwagen durch die Stadt gehen, dann drehen sich die anderen im Vorbeigehen um und stecken dann ihr Köpfe zusammen und schütteln sie ganz fest.

Und heute, ja heute wird von allen besprochen, ob man denn mit 30 alt genug, reif genug, erwachsen genug für ein Kind ist. Außerdem ist bitte ganz genau darauf zu achten, dass man einen festen Job hat, der hoffentlich genug Einkommen bringt, wenn er nicht glücklich macht - ganz egal! Und eine ordentliche Wohnung, mindestens drei Zimmer, am besten mit Garten oder zumindest Spielplatz in der Nähe, wäre auch wünschenswert, bevor man überhaupt daran denkt eine Familie zu gründen. Aja und ein Auto natürlich! Ein Auto groß genug für die ganze Familie und vor allem für den schicken Designerkinderwagen, der beim Spazierengehen stolz hergezeigt wird und vor lauter Prunk und Gloria vom eigentlich so wichtigen Inhalt ablenkt. Und der besagte Kinderwagen darf keinesfalls dreckig werden, wird jedes Mal super sauber geputzt, ebenso wie die eigenen vier Wände, die werden nämlich am besten mehrmals wöchentlich von Grund auf desinfiziert und noch besser sterilisiert.


Und ist es nicht seltsam, dass immer alle anderen viel besser wissen wann und wie und wo man eine Familie gründen soll und auch unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen und in welchem Alter und so weiter und so fort? Und ist das nicht besonders seltsam, weil es doch niemanden sonst etwas angeht, außer uns selbst und unseren Partner? Und wer sagt, dass wir überhaupt einen Partner brauchen? Wir können das auch allein. Ja, wir können auch allein ein Kind großziehen. Oder 2 oder 3 oder mehr. Denn was das Kind wirklich braucht, ist zumindest eine Bezugsperson, einen Elternteil, eine Mama oder einen Papa. Und wer sagt, dass es nicht auch zwei Mamas oder zwei Papas haben kann als Eltern? Ja, auch die können ein Kind gemeinsam großziehen. Oder 2 oder 3 oder mehr. Denn was das Kind wirklich braucht, sind Eltern, die es lieben.


Und ist es nicht seltsam, dass andere uns vorschreiben wollen, ob wir unser Kind behalten oder nicht? Ist es nicht seltsam, dass es den Leuten dann wieder überhaupt nicht passt, wenn wir ein Kind nicht wollen? Und wissen die denn nicht, dass es schwierig und traurig genug für uns ist, auch ganz ohne ihre Kommentare und hinausposaunten Meinungen, und wir uns selbst schon so viel unter Druck setzen wegen dieser Entscheidung? Und wenn wir uns dann sogar, oh Gott bewahre, für eine Abtreibung entscheiden, dann ist es sowieso ganz aus und vorbei. Dann sind wir schlechte Menschen, Gottesverräter und sogar Mörder. Fragt sich dann wirklich niemand, warum wir das getan haben? Ach was, das können sie sich ja ruhig fragen, aber trotzdem bleibt´s ganz bei uns, wie unser Leben weitergeht. Und keine soll je gezwungen werden das warum erklären zu müssen, sich rechtfertigen zu müssen. Das brauchen wir nicht, denn es tut schon genug weh.


Aber was wir Frauen brauchen, ist das Recht auf Selbstbestimmung. Ganz ohne Druck von außen. Das, was wir wollen ist okay und gut und richtig für uns. Und wenn wir Lust & Laune auf eure Meinung haben, dann fragen wir euch eh. Aber sonst hat da niemand ein Mitspracherecht, weil´s unsere eigenen Körper sind. Und mein Körper gehört mir. Meine Zukunft gehört mir. Punkt.



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